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„Die Kunst an Orte bringen, wo man nicht damit rechnet“

Die Obergurgler Künstlerin Hannah Philomena Scheiber im Interview

„SURROUND YOURSELF WITH BEAUTY”, heißt es im Instagramprofil von Hannah Philomena Scheiber. Im Gespräch wird schnell klar: Der Satz ist nicht nur ihr Mantra, sondern sogleich auch ihr persönlicher Auftrag. Denn Kunst in den Alltag der Menschen zu integrieren, das ist es, wofür sie brennt. Im Interview verrät uns die Obergurglerin außerdem, warum das Gurgl Carat der perfekte Ort für Kunstausstellungen ist und wie Malerei und Natur sich gegenseitig beflügeln.

Gurgl Carat: Liebe Hannah, vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Interview nimmst. Starten wir gleich mit der ersten Frage. Die erste Alpine ARTzeit hat im Sommer 2022 im Gurgl Carat stattgefunden. Wie ist es zu dieser Idee gekommen, im Gurgl Carat eine Kunstausstellung zu veranstalten?

Hannah Philomena Scheiber: Die Idee entstand gemeinsam bei einem Treffen mit Alexander Maria Lohmann und Felix Kupfer. Damals haben wir gesagt, dass es sehr schade wäre, wenn die architektonisch hochwertigen Räume nicht auch künstlerisch bespielt werden. Auch Carmen Fender vom Ötztal Tourismus war gleich begeistert. Und so ist das Ganze entstanden. Ich finde einfach hochwertige Kunst in dem architektonischen Juwel ist total wichtig.

 

Gurgl Carat: Insbesondere bei der ersten Alpinen ARTzeit spielte auch das Thema Landschaft bzw. Berge eine große Rolle. Alle Künstlerinnen und Künstler hatten nicht nur einen Ötztal-Bezug, sondern haben den alpinen Raum auch in ihren Werken verarbeitet. Was war dir als Kuratorin bei dieser ersten Ausstellung besonders wichtig?

Hannah Philomena Scheiber: Mir ist Qualität extrem wichtig. Es waren alles akademische Künstler:innen, bei denen eine fundierte Ausbildung dahintersteckt. Für mich ist besonders spannend, dass das Ötztal eine sehr hohe Dichte an akademischen Künstler:innen hat. Eigentlich wie kein anderes Tal in den Alpen. Das wollte ich einfach zeigen. Früher sind ja die ganzen englischen akademischen Maler ins Ötztal gekommen, wie der Edward Compton. Und ich habe es spannend gefunden, das wieder zurückzuholen – mit einheimischen Künstler:innen und welchen, die einen Bezug zum Tal haben.

© Hannah Philomena Scheiber

Die Obergurgler Künstlerin Hannah Philomena Scheiber | © Hannah Philomena Scheiber

Gurgl Carat: Es folgten weitere ARTzeiten, wie Scenarios for Peace im Sommer 2023 und FORM*ATION im Winter 2023/2024. Was macht Gurgl und insbesondere das Gurgl Carat zu dem perfekten Ort für Kunstausstellungen?

Hannah Philomena Scheiber: In der Stadt – zum Beispiel in Wien, in Hamburg oder in Florenz – ist klar, dass du Kunst finden wirst, wenn du Lust auf Kunst hast. Da gibt es Museen und Galerien. Aber in Obergurgl rechnet man ja nicht damit. Und das ist das, was mir sehr gefällt: Die Kunst an Orte zu bringen, wo man nicht damit rechnet. Ich glaube, dass sie an solchen Orten eine ganz andere Wirkung hat. Auch im Sinne von Bildung. Du zeigst, was ist möglich und dass es verschiedene Herangehensweisen ans Thema Landschaft gibt – von realistisch bis abstrakt. Und ich glaube auch, dass das ganz viel mit den Menschen unterbewusst macht. Abgesehen davon, ob sie die Werke kaufen oder nicht. Allein dadurch, dass sie es anschauen.

 

Gurgl Carat: In Galerien und Museen wird oft die Außenwelt ausgeschlossen, zum Beispiel Fenster verdunkelt, damit der Fokus voll und ganz auf den präsentierten Werken liegt. Im Gurgl Carat gibt es nun die großen Glasfronten, die einerseits Licht hineinlassen, aber andererseits auch den Blick auf die Bergwelt freigeben. Was bedeutet das für die Betrachter:innen und die Interaktion mit den Werken?

Hannah Philomena Scheiber: Es ist ein Schaufenster, ein Gesamtkunstwerk. Du hast von Haus aus ein Gesamtkonzept – die Architektur gemeinsam mit dem Blick nach außen, aber auch das Innere. Dadurch entsteht eben dieses Gesamtkunstwerk.

 

Gurgl Carat: Du bist gebürtige Obergurglerin, hast in Wien, Florenz und New York studiert und bist mit deinen Werken auf Ausstellungen in der ganzen Welt vertreten. Was bedeutet es für dich, in deiner Heimat ausstellen zu dürfen?

Hannah Philomena Scheiber: Ich find’s wirklich mega. Das Ötztal bietet leider viel zu wenige Möglichkeiten für zeitgenössische Künstler:innen, um sich zu zeigen. Ich finde toll, dass das Gurgl Carat diesen Aufrag auf sich genommen hat. Ich finde Geschichte ist wichtig und Geschichte aufarbeiten ist wichtig, aber es ist mindestens genauso wichtig, zeitgenössischen Künstler:innen aus dem Tal einen Platz zu schaffen, ihre Arbeiten zu zeigen. Hut ab, dass das Gurgl Carat das macht.

© Johannes Brunner

Alpine ARTzeit im Gurgl Carat | © Johannes Brunner

© Johannes Brunner

Berge als Motiv und Inspiration | © Johannes Brunner

Gurgl Carat: Auf vielen deiner Bilder sind Ötztaler Berge oder Landschaftselemente aus dem alpinen Raum zu sehen. Sind die Berge für dich gleichzeitig Motiv und Inspiration?

Hannah Philomena Scheiber: Bei mir geht’s um Abstraktion und das Reduzieren aufs Wesentliche. Es geht ganz viel um Reduktion von Landschaft. Aber natürlich auch um die Fragilität von Landschaft. Natur ist im ständigen Umbruch. Da gibt es einfach keine Konstante. Malerei hingegen überdauert viele Jahrhunderte. Das sehen wir ja auch bei den alten Bergmalern – wie zum Beispiel bei Edward Compton, der heute auch noch ausgestellt wird – wie lange so eine Momentaufnahme eine Wertigkeit hat. Aber das Konstrukt, das er gemalt hat, gibt es in Realität so gar nicht mehr. Das ist etwas, was mich extrem beschäftigt. Und natürlich auch der Zeitgeist von heute: zurück zur Natur, die Kraft der Natur, der Berge und der Elemente. Das fasziniert mich auch alles sehr. Und somit ist die Natur nicht nur die Inspirationsquelle, sondern auch das, was ich zeigen möchte.

 

Gurgl Carat: Was macht die Bergwelt des hinteren Ötztals so besonders? Wenn man das jetzt jemandem erklärt, der noch nie hier vor Ort war.

Hannah Philomena Scheiber: In Obergurgl ist es auf alle Fälle der Talabschluss mit dem Schalfkogel. Du hast wirklich das Gefühl du bist am Ende der Welt. Es ist für mich energetisch eine ganz klare und reine Energie. Es ist defintiv ein Kraftplatz, weil es ganz wenig Ablenkung gibt. Ich finde du kannst dort einfach perfekt abschalten.

© Lara Brunner

Der Schalfkogel (Mitte) am Talschluss des Ötztals | © Lara Brunner

Gurgl Carat: Deine Kunst findet man nicht nur auf Ausstellungen oder in Form von Gemälden. Du hast bereits Hauswände mit deinen ikonischen Bergmotiven verschönert, stellst Keramikarbeiten und Schürzen mit humorvollen Sprüchen her. Ist gerade das für dich auch ein wesentlicher Teil von Kunst? Dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „zum Angreifen“ da ist und auch im Alltag stattfindet und nicht nur hinter verschlossenen Türen?

Hannah Philomena Scheiber: Auf jeden Fall. Ich lebe echt für die Kunst außerhalb vom geschützten Raum, außerhalb von Museen und Galerien. Die größte Freude macht man mir mit Aufträgen im öffentlichen Raum. Das ist einfach wirklich nochmal etwas anderes. Einerseits vom Können. Andererseits aber auch von dem, was es mit Leuten macht. Natürlich polarisiert es extrem. Aber ich glaub das ist genau, was es soll. Wenn es jetzt irgendwo in einem White Cube hängt, dann sieht es kein Mensch und es kann auch niemanden berühren. Und das ist das, wofür ich am meisten brenne: Kunst in den Alltag von Menschen zu integrieren. Unterm Strich ist es Energie. Farbe auf Leinwand ist kein Hexenwerk. Ich glaube, dass es eine energetische Geschichte ist. Man redet ja auch von der Aura von Kunstwerken und ich glaube, dass es wirklich eine Ausstrahlung hat. Es tut energetisch etwas mit Räumen, aber auf Gebäuden tut es energetisch auch etwas mit dem Umfeld. Man bleibt hängen. Es ist jetzt nicht wie ein Werbeplakat, sondern du bleibst anders hängen – auf einer unterbewussten Ebene.

 

Gurgl Carat: Was ist deine Vision – sowohl für deinen persönlichen Werdegang als auch für die Kunstszene im Ötztal?

Hannah Philomena Scheiber: Für die Kunst im Ötztal: Dass sie noch mehr Platz findet. Aber ich finde auch, dass sich in den letzten Jahren schon brutal viel getan hat. Für mich persönlich: Ich würde mich freuen, noch mehr Kunst im öffentlichen Raum machen zu können.

 

Vielen Dank liebe Hannah für das wunderbare Interview und deine interessanten Einblicke in die Kunstszene.

© Hannah Philomena Scheiber

Pinselstrich für Pinselstrich entsteht ein Werk, das viele Jahrhunderte überdauern wird | © Hannah Philomena Scheiber

Hannah Philomena Scheiber

Die Obergurglerin studierte Kunst in Wien, Florenz und New York und beschäftigt sich seit 2014 intensiv mit dem Thema Landschaft. Vor allem die Ötztaler Bergwelt findet sich immer wieder als Motiv. Ihr Stil changiert zwischen Abstraktion und Realismus, ihr Markenzeichen ist das Ultramarinblau. Sie ist auf Ausstellungen auf der ganzen Welt vertreten und hat bereits zahlreiche Preise gewonnen.


Wer mehr über Hannah, ihre Arbeit und aktuelle Projekte erfahren möchte, findet alle Informationen hier:

Website www.studioscheiber.com
Instagram www.instagram.com/hannahphilomenascheiber
Facebook www.facebook.com/hannahphilomenascheiber

 

AutorIn

Lara Brunner

Lara Brunner ist freie Texterin und Spezialistin für Content Marketing. Als studierte Germanistin schreibt sie im Carat.Blog über alle Themen rund um das Gurgl Carat. Inspiration für ihre Texte sucht und findet die Wahltirolerin in der Gurgler Natur. In ihrer Freizeit ist sie deshalb meistens in der Ötztaler Bergwelt zu finden. Mit Wanderschuhen oder den Skiern erkundet sie am liebsten einen der vielen Dreitausender in nächster Nähe zum Gurgl Carat.