The Mountain Eagle

Es ist einer Postkarte zu verdanken, dass Hitchcock überhaupt erst von dem Bergdorf im hinteren Ötztal erfahren hat. Wir schreiben das Jahr 1925, Hitchcock befindet sich gerade für die Produktion seines zweiten Films The Mountain Eagle in München. Er ist noch auf der Suche nach der idealen Kulisse für die Außenaufnahmen. Da fällt ihm in der Auslage eines Geschäfts eine Postkarte auf, die ein kleines entlegenes Dorf umgeben von steilen Gebirgshängen zeigt. Der Ort scheint dem Regisseur perfekt für sein Vorhaben zu sein. Also fragt Hitchcock den Ladenbesitzer, welches Dorf auf der Postkarte zu sehen sei. „Obergurgl in Tirol“, lautet die Antwort. Daraufhin macht sich Hitchcock mit seinem Assistenten auf den damals noch beschwerlichen Weg von München nach Obergurgl.

Heutzutage ist man mit dem Auto innerhalb von 3 Stunden  bequem und komfortabel von München in Obergurgl. Minimaler Aufwand, maximaler Unterschied: von der Großstadt ins kleine Bergdorf, vom Alpenvorland mitten ins Gebirge. Vor rund 100 Jahren, im Herbst 1925, sieht es noch ganz anders aus. Zunächst geht es für Hitchcock & Co. mit dem Zug von München nach Innsbruck, dann mit dem offenen Wagen 7 Stunden (!) ins Ötztal und schließlich noch zweihalb Stunden zu Fuß nach Obergurgl.

Doch die Reise hat sich gelohnt. Obergurgl ist genau das Postkartenidyll, das Hitchcock sich gewünscht hat: ein romantisches Dorf, idyllisch gelegen, mit schneebedeckten Bergen, grünen Wiesen und Wäldern sowie fernab jeglicher Zivilisation. Direkt nach dem Aufstieg macht Hitchcock mit seinem Kameramann erste Außenaufnahmen. Am nächsten Morgen überrascht sie ein früher Wintereinbruch, der die gesamte Landschaft in ein weißes Kleid gehüllt hat. Daraufhin entschließen sie sich zum Abstieg nach Umhausen.

Die Schönheit der Tiroler Berglandschaft hat nicht nur den legendären Regisseur Hitchcock in seinen Bann gezogen. Viele hochkarätige Film- und Fernsehproduktionen sind in den letzten Jahrzehnten in Tirol produziert worden. Der bekannteste Film „made in Tirol“ ist mit Sicherheit JAMES BOND 007 – SPECTRE. Gedreht in Sölden (Ötztal) und Obertilliach (Osttirol). Was ist es also, das Filmemacher aus der ganzen Welt immer wieder für ihre Produktionen nach Tirol zieht?

Cine Tirol Leiter Johannes Köck sieht gleich mehrere Erfolgsfaktoren, die Tirol als Drehort vom internationalen Wettbewerb abheben. Insbesondere die „Vielfalt alpiner Drehorte; die leichte Erreichbarkeit selbst hochalpiner Locations; die fünf erschlossenen Gletschergebiete und die eindrucksvollen Bergstraßen“ sind Top-Argumente für den Standort Tirol. Hinzu komme laut Köck die leistungsfähige Infrastruktur, die besondere Architektur, die zentrale Lage in Europa und die gute Zusammenarbeit mit Einheimischen und Partnern vor Ort. Tirol ist also nicht einfach „nur“ schön, sondern überzeugt auf ganzer Linie. Übrigens: Das macht Tirol, und insbesondere das Ötztal, nicht nur zu einem idealen Filmstandort, sondern auch zu einer perfekten Veranstaltungslocation.

Das Ötztal, längstes Seitental Tirols und Heimat vieler Superlative. Auf einer Länge von 65 km beherbergt das Tal 250 Dreitausender, inklusive der Wildspitze als höchsten Berg Tirols, 1.600 km Wanderwege, 6 Skigebiete, 363 Pistenkilometer und 5 verschiedene Klimazonen. Neben dem großen Freizeitangebot ist es vor allem die ursprüngliche Natur, die Gäste aus aller Welt am Ötztal schätzen und lieben.

Insbesondere Obergurgl, am Ende des Tals gelegen, scheint eine beinahe magische Anziehungskraft zu haben. In dem Bergdorf auf fast 2.000 m Seehöhe findet nicht nur Hitchcock 1925 das Alpenidyll, nach dem er gesucht hat. Rund 6 Jahre nach den Dreharbeiten für The Mountain Eagle macht ein weltbekannter Wissenschaftler eher unfreiwillig mit Gurgl Bekanntschaft. Im Mai 1931 muss der Schweizer Physiker Prof. Auguste Piccard während seines ersten Stratosphärenflugs auf dem Gurgler Ferner notlanden. Mit einem Schlag ist Obergurgl auf der ganzen Welt bekannt. Auch der österreichische Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek hat eine besondere Beziehung zu dem kleinen Tiroler Bergdorf. Im Obergurgler Zirbenwald, nur unweit des Gurgl Carat gelegen, soll er sein berühmtestes Werk, „Die Verfassung der Freiheit“, geschrieben haben.

Lara Brunner ist freie Texterin und Spezialistin für Content Marketing. Als studierte Germanistin schreibt sie im Carat.Blog über alle Themen rund um das Gurgl Carat. Inspiration für ihre Texte sucht und findet die Wahltirolerin in der Gurgler Natur. In ihrer Freizeit ist sie deshalb meistens in der Ötztaler Bergwelt zu finden. Mit Wanderschuhen oder den Skiern erkundet sie am liebsten einen der vielen Dreitausender in nächster Nähe zum Gurgl Carat.